Die KWARZKünstler demonstrieren den total offenen Horizont
Heinz Ohff
Auszug aus dem Katalog zur Ausstellung Hofer Herbst 1978
Stand der Aktivitäten Jahr 1978
Pragmatische Aspekte führten zur Gründung der KWARZ-Gruppe im Jahre 1970 und haben sich als dauerhaft erwiesen.
Weder ideologische Zerreißproben waren beabsichtigt noch eine glatte kommerzielle Vertriebsgenossenschaft.
Das dialektische Verhältnis von Einzelpersönlichkeiten und Gruppe sollte Prinzip sein.
Von hier aus lässt sich auch das KWARZ-Programm beschreiben: Die Auseinandersetzung mit individueller Wirklichkeit im Wechsel mit gemeinsamen Projekten zur allgemeinen Wirklichkeit; ein Anspruch für den im normalen Kunstbetrieb wenig Spielraum vorhanden ist.
Schwerpunkte des Programms sind
- Einzelausstellung der Mitglieder
- Thematische Gruppenausstellungen und Projekte
- Präsentation anderer Gruppen mit ähnlichen Konzepten
- Gemeinsame Realisation von Ausstellungen im öffentlichen Bereich (Kunstämter, Kunstvereine etc.)
1.Thematische Gruppenausstellungen:
„Zeit“, Freie Berliner Kunstausstellung 1973
„KWARZ malt KWARZ“, Freie Berliner Kunstausstellung 1974
„KWARZorama“, Freie Berliner Kunstausstellung 1975
„Stammtisch“, Freie Berliner Kunstausstellung 1977
„KWARZ-Dokumentation“, Versuch einer Selbstdarstellung,
Galerie der KWARZ-Gruppe
„Pausen-Zeichen“, Feriennotizen der KWARZ-Gruppe,
Galerie der KWARZ-Gruppe
„Kunst am Bau“, Galerie der KWARZ-Gruppe
„Tagebücher, Briefe und Notizen zu Arbeiten der KWARZ-Gruppe“,
Parallelausstellung zur Europäischen Kunstausstellung,
Galerie der KWARZ-Gruppe
„Begegnung in Salvador/Bahia“, Galerie der KWARZ-Gruppe
2. Repräsentation anderer Gruppen
in der KWARZ-Galerie:
„Europäische Dorfmusik“, Künstlerische Dokumentation einer Landkommune
Gruppe Grün, Bremen
Gruppe Maus, Düsseldorf
Gruppe Neue Musik, Berlin
Grüppe Plastik 71 e.V., Berlin
Meisterschüler der HdK Berlin (neu in Berliner Galerien)
3. Ausstellungen im öffentlichen Raum:
Galerie Weinelt, Hof/Saale
Ars Studeo, Aarhus/Dänemark
Rathaus Kopenhagen
Galerie St. Johann, Saarbrücken
Allianz-Haus, Berlin
Scheringhaus, Berlin
Galerie Mauern, Grafrath bei München
Kunsthalle Wilhelmshaven
Galerie K. Herford, Braunschweig
Goethe Institute in Brasilien
Frühjahrsmesse Berlin
4. Projekte
Wandgestaltung für ein Mietshaus in Berlin-Charlottenburg
Arbeit im Künstlerhaus Bethanien seit Oktober 1977
Vorbereitung einer interdisziplinären Ausstellung
KWARZ-Gruppe im Kunstkalender des Zeit- Magazin vom 18.8. 1972
Berlin Bis Ende September, Galerie KWABZ: „Künstler der Gruppe KWARZ ist die jüngste und derzeit (vermutlich, genau weiß man das nie) einzige Berliner Künstlergruppe, nachdem „Großgörschen" und „Potsdamer" ihren Gruppengeist aufgegeben und ihre Mitglieder in die Prominenz entlassen haben. KWARZ hat neun Mitglieder, die kooperativ ausstellen, eine Galerie führen und Graphik editieren, wie das die Hamburger COOP Gruppe eine Zeitlang praktiziert hat. Künstler organisieren Selbsthilfe, gegen Kommerz und Kommerzialisierung. Solche Kooperativen sind berechtigt, aber kurzlebig: der Markt holt sich die Künstler, die er brauchen kann, die Umsatz versprechen, und die Künstler spielen mit. KWARZ ist ein Wort, das nichts beinhaltet, kein Begriff, kein Programm. Heinz Ohff hat im Vorspann der KWARZMappe l (in diesen Wochen ist bereits die Mappe 2 erschienen) „Skeptischen Realismus" im Gegensatz zum kritischen Realismus, der „Großgörschen" Künstler, als gemeinsamen Nenner vorgeschlagen. Das trifft für den einen öder ändern zu, nicht für alle. Die KWARZKünstler demonstrieren den total offenen Horizont, die, Unverbindlichkeit der Stile, die freie Verfügbarkeit der in den sechziger Jahren entwickelten Konzepte. Angelika Margull verwendet hart realistisch erfaßte Körperpartien für seltsam verkantete, hochgeschraubte Aktfiguren, der Detailrealismus wird durch die Totale als Stilmittel des Absurden denunziert. Daniel Loewe liefert in seinen flugzeugbestückten Stadtansichten eine Kombination von Photorealismus und Phantastik. Die Landschaft ist ein beliebtes Thema und stilistisches Prüffeld. Sie wird von Dirk van der Meulen in eine Art von romantischen Taehismus aufgesplittert, von Reinhard Hoffmann auf geometrische Muster reduziert. Bei so heterogenen Ansätzen kann sich eine künstlerische Kooperative allerdings nicht herausbilden.